Ökologisches Desinfektionsmittel: Städtisches Siebengebirgsgymnasium aus Bad Honnef gewinnt digitalen Landesentscheid mit Geschäftsidee „Puretato“
Bonn, 19. Mai 2020. Wir wollten unbedingt etwas machen, das einen echten Mehrwert bringt. Deshalb haben wir nach ökologischen Ersatzstoffen für Dinge gesucht, die es zwar gibt, die aber nicht nachhaltig sind. Dabei sind wir schnell auf die Kartoffel gekommen“, erzählt Teamsprecher Nicolai. „Für unsere ersten Versuche mussten die Fenster in der Schule herhalten. Da haben wir uns noch mit dem Lotuseffekt der Kartoffel beschäftigt. Das Ergebnis allerdings war ernüchternd“, schmunzelt Christoph. „Deshalb haben wir uns auf eine andere Eigenschaft für Desinfektionsmittel konzentriert und experimentiert. Dann kam die Corona-Pandemie, und Puretato war gesetzt.“ Mit dieser Idee haben Yannick (17), Bela (16), Christoph (16) und Teamsprecher Nicolai (18) vom Städtischen Siebengebirgsgymnasium aus Bad Honnef gestern den Landesentscheid Bonn gewonnen.
Schnelle Umstellung ins Digitale
Eine eigene Geschäftsidee samt Businessplan zu entwickeln, ist auch ohne Corona-Pandemie anspruchsvoll. Innerhalb kürzester Zeit überwanden alle Teilnehmer in diesem Jahr zusätzlich die Herausforderung der Schulschließungen: Anstatt sich im Team und mit Betreuern und Lehrkräften zu treffen, um gemeinsam an Idee und Präsentation zu feilen, kommunizierten sie digital und fanden neue Wege der Teamarbeit. „Vor allem die Feinabstimmung war am Anfang schon schwierig. Aber sie bot auch die Chance, die digitale Kommunikation gezielter einzusetzen. Wir haben jeden Abend eine Telefonkonferenz gemacht. Und mit einem guten Zeitplan und Durchhaltewillen war es gut zu schaffen“, berichtet Teammitglied Bela. „Nach den Schulschließungen haben wir unser Möglichstes getan, um die Schulen mit Materialien, einer eigenen Arbeitsplattform und verschiedenen Werkzeugen bei der Digitalisierung von business@school zu unterstützen. Dabei sind wir auf eine große Bereitschaft zur Veränderung gestoßen: Sowohl die teilnehmenden Schüler und Lehrkräfte als auch die Betreuer wollten unbedingt weitermachen“, erklärt Dr. Babette Claas, Director business@school.
Elevator-Pitch vor hochkarätiger Jury
Anstelle einer Live-Präsentation stellten die Teams ihre Geschäftsideen in einer Videokonferenz in sogenannten Elevator-Pitches vor und beantworteten anschließend die kritischen Fragen der Jury. Diese zeigte sich beeindruckt von den Ideen und den durchdachten Businessplänen: „Es begeistert mich immer wieder, welche Kreativität, welches Engagement und wie viel Unternehmertum in den Jugendlichen stecken. Das macht gerade in diesen schwierigen Zeiten unglaublich Mut. Toll, dass BCG das schon seit Jahrzehnten fördert“, betont Jurymitglied Frank Hüppelshäuser, Bereichsvorstand Versicherungen der Deutschen Vermögensberatung AG.
Zu den Mitgliedern der Jury zählten:
- Frank Hüppelshäuser, Bereichsvorstand, Versicherungen der Deutschen Vermögensberatung AG
- Mathias Mogge, Generalsekretär und Vorstandsvorsitzender, Deutsche Welthungerhilfe e. V.
- Jochen Schönfelder, Managing Director and Partner, Boston Consulting Group
- Katja van Doren, Finanz- und Personalvorständin (CFO, CHO), RWE Generation SE
- Dr. Rüdiger von Stengel, Founding-Partner/Gesellschafter, Art-Invest Real Estate Management GmbH & Co. KG
Nächster Schritt: Digitales Deutschlandfinale
Aufgrund des Erfolgs beim business@school-Landesentscheid vertritt das Team die Region im – ebenfalls digitalen – Deutschlandfinale am 22. Juni 2020. Das Siebengebirgsgymnasium schickt bereits zum vierten Mal in Folge ein Team in die Endrunde. Dort konkurrieren die Schüler mit acht weiteren Gewinnern der anderen Vorentscheide aus ganz Deutschland um den Sieg.
Teams aus Bonn und Frechen auf Platz zwei
Die Entscheidung für das Team aus Bad Honnef fiel denkbar knapp aus. Den zweiten Platz dahinter teilen sich die Teams aus Bonn und Lohmar
- Das Team des Friedrich-Ebert-Gymnasiums aus Bonn stellte mit TrebiGo ein digitales Bestandskundenmanagement für Offline-Businesses vor. Mit der Idee von Robert (16), Tobias (16), David (17) und Teamsprecher Julius (17) könnten Geschäfte wie z. B. Restaurants und Cafés ihre Kunden individueller ansprechen und beispielsweise auf Rabattaktionen auch einzelner Filialen aufmerksam machen.
- Das Team des Gymnasiums Lohmar präsentierte „Pillories“, individuelle Kissen aus nicht mehr getragener Kleidung, in Zusammenarbeit mit einer Werkstatt für Menschen mit Behinderung. Niklas (18), Teamsprecherin Eva (17), Henrik (18), Joana (18) und Risto (16) möchten die Erinnerungen und Gefühle, die wir mit Kleidungsstücken verbinden, in Kissen greifbar machen.
Mehr als 1.500 Schüler von 90 Gymnasien tauchen in die Wirtschaft ein
Digitale Geschäftsmodelle, Bilanzen und nachhaltige Wachstumsstrategien – diese Themen standen für die rund 1.500 fünfzehn- bis achtzehnjährigen Schülerinnen und Schüler von 90 Schulen in den vergangenen zehn Monaten auf dem Stundenplan. Als Höhepunkt des Projektjahres testeten die Jugendlichen in den letzten Wochen ihre eigenen Unternehmerqualitäten: In Teams entwickelten sie Geschäftsideen und Businesspläne. Unterstützung erhielten sie von ihren rund 200 Lehrern sowie über 500 Betreuern von mehr als 20 namhaften Wirtschaftsunternehmen und von BCG.
Am digitalen Landesentscheid nahmen insgesamt vier Teams teil:
- Friedrich-Ebert-Gymnasium, Bonn: TrebiGo – digitales Bestands-kundenmanagement von Offline-Businesses
- Gymnasium Frechen, Frechen: JuniorJob – App für Schüler zur Vermittlung von Jobs und Praktika
- Gymnasium Lohmar, Lohmar: Pillories – individuelle Kissen aus nicht mehr getragener Kleidung in Zusammenarbeit mit einer Werkstatt für Menschen mit Behinderung
- Städtisches Siebengebirgsgymnasium, Bad Honnef: Puretato – ökologisches Desinfektionsmittel aus Abfallkartoffeln