Seriengründer noch vor dem Studium
Wir wollten es genauer wissen und haben Konstantin befragt.
Mit „Lobu“, einem Onlineshop für lokale Buchhandlungen, hast du mit deinem Team 2017 die International Finals von business@school in Wien gewonnen. Wie ging es damit weiter?
Schon während business@school haben wir unsere Idee umgesetzt und waren wenig später auch in der österreichischen Fernsehshow „2 Minuten 2 Millionen“ – ähnlich wie die Gründershow „Höhle der Löwen“. Eine Weile hat es auch gut geklappt mit Lobu, aber letztendlich ist das Geschäftsmodell an der Beschaffung der Daten gescheitert.
Das war aber keineswegs das Ende deiner Gründerkarriere. Was hast du als Nächstes gemacht?
Vor einigen Jahren wurde die Matura in Österreich standardisiert. Als ich selbst in meinem Maturajahr war, hatte ich die Idee, ein Programm zu entwickeln, das beim Lernen hilft. Zusammen mit einem Freund habe ich „Maturameister“ gegründet. Das war ein Bot für den Facebook Messenger, über den man jeden Tag eine Matheaufgabe mit mehreren Antwortmöglichkeiten geschickt bekam. Bei einer falschen Antwort erhielt man direkt eine Erklärung. Ein Achtel aller Maturantinnen und Maturanten haben den Bot verwendet, und auch das Bildungsministerium hat uns offiziell unterstützt. Leider hat Facebook die Möglichkeit, Programme wie diese einzubinden, aber eingestellt.
Nach meiner Matura habe ich mich dann entschieden, als Zivildiener für zehn Monate nach Ecuador zu gehen, um dort Straßenkinder zu betreuen und sie beim Lernen zu unterstützen.
Wie konntest du dabei deine Gründererfahrungen einbringen?
Die Kinder sind vor allem aus einem Grund zu uns in die Einrichtung gekommen: Weil sie ein Mittagessen bekamen. Das wurde vom Staat finanziert. Diese Hilfe wurde dann allerdings eingestellt, und infolgedessen kamen viel weniger Kinder. Natürlich verschlechterten sich dadurch auch die schulischen Leistungen. Ich habe kurzerhand eine Spendenaktion ins Leben gerufen und damit innerhalb kurzer Zeit genug Geld gesammelt, um das Mittagessen für alle Kinder zwei Jahre lang zu sichern. Außerdem konnte ich weitere Unternehmen zur Unterstützung gewinnen – zum Beispiel einen Milchproduzenten, der Milch gestellt hat, und ein Reisebüro, das Ausflüge mit den Kindern gemacht hat.
Und dann kam Corona. Was hat sich dadurch für dich verändert?
Bei uns in Österreich gibt es eine Hotline, die anfangs komplett überlastet war. Die Menschen riefen dort mit allen vermeintlichen Symptomen an – selbst wenn es schmerzende Füße waren. Da wollte ich Entlastung schaffen: Gemeinsam mit Virologinnen und Virologen sowie Ärztinnen und Ärzten habe ich einen Fragebogen entwickelt und diesen online auf Basis des Algorithmus der Berliner Charité umgesetzt. Allein im ersten Monat hatte der Coronadetector 125.000 Nutzer. Einige Investoren haben bereits Interesse bekundet, allerdings haben wir uns am Gesundheitsministerium die Zähne ausgebissen und konnten ohne Finanzierung letztlich keine weiteren Kapazitäten in die Weiterentwicklung stecken. Jetzt geht es für mich etwas geregelter weiter: Dieses Semester habe ich mein Studium in London angefangen.
Du bist also fast schon ein Seriengründer. Was ist dein bester Tipp für alle künftigen Gründerinnen und Gründer?
Den richtigen Durchbruch hatte ich ja noch nicht, aber bei jeder Idee habe ich viel gelernt. Ein Tipp, den ich selbst früher bekommen habe und der mir total geholfen hat: Einfach mal anfangen. Reduziere zu Beginn auf die einfachsten Ressourcen, die du hast, und warte erstmal ab, was gut funktioniert und was vielleicht weniger gut, bevor du viel Geld in die Hand nimmst. Am Beispiel Lobu hat das so ausgesehen: Dass wir nicht mit Amazon mithalten konnten, war klar. Warum also einen Onlineshop für teures Geld aufbauen? Stattdessen haben wir die Bestellungen per SMS abgewickelt. Also: Fangt einfach an!