Zukunftsweisend auch nach 20 Jahren
business@school: Frau Kaiser, wie waren die Anfänge von business@school in Hockenheim?
1989 haben wir business@school als AG eingeführt mit drei Gruppen, von fünf Lehrern betreut. Das Projekt steckte damals in den Kinderschuhen. Es gab noch kaum Vorgaben, an denen wir uns orientieren konnten, jeder hat vor sich hin getüftelt. Die Geschäftsideen präsentierten die Schüler mit Folien und Overheadprojektor (lacht). Da wir im ersten Jahr nur zwei Schulen waren, gab es keinen Regionalentscheid, kein Finale, sondern nur einen schulinternen Wettbewerb. Es war alles noch recht einfach gehalten. Unser erstes Siegerteam hattet Ihr gerade als „Throwback 1999“ auf Facebook und Instagram.
Wir Lehrer waren zunächst noch etwas zurückhaltend, was der Kurs bringen würde. Vor 20 Jahren waren Wirtschaftsthemen an Schulen eher selten. Ebenso externe Coaches von Partnerunternehmen.
business@school: Was hat Sie und Ihre Kollegen von business@school überzeugt?
Was uns sehr schnell überzeugt hat, ist die andere Art, Wissen zu vermitteln. Als Lehrer führen wir zwar in die Themen ein, aber dann sind die Schüler in vielen Punkten auf sich allein gestellt: Sie müssen sich organisieren, Informationen selber beschaffen und bewerten, sich als Team zusammenraufen, Präsentationen vorbereiten und währenddessen immer den Zeitplan im Auge behalten. Dabei kann ich als Lehrer auch immer wieder neue Lehrmethoden ausprobieren. Und die unheimlich große Entwicklung, die die Schüler innerhalb des Schuljahres durchlaufen, wie selbständig und selbstbewusst sie werden, welch tolle Ideen sie haben, das fasziniert mich jedes Jahr aufs Neue.
business@school: Sind die Schüler damit nicht überfordert?
Nein! Sie stöhnen zwar in den Arbeitsphasen über das Arbeitsvolumen, aber sie profitieren mindestens genauso viel davon. Das betonen die Ehemaligen immer wieder, wenn sie oft noch Jahre später, schon längst in Studium oder Job stehend, mit Begeisterung von damals berichten. Denn dann macht sich der eigentliche Gewinn, den die Schüler aus business@school ziehen, erst richtig bemerkbar.
Zudem entzerren wir den Ablauf inzwischen ein bisschen. Sobald die Schüler sich im Mai dafür entschieden haben, im nächsten Schuljahr an business@school teilzunehmen, beginnen wir bereits mit Teambildungsmaßnahmen. Ein Partner aus der Wirtschaft unterstützt uns hier. Als besonders erfolgreich haben sich Gruppenspiele zum Beispiel im Klettergarten erwiesen. Danach haben sich die Teams gefunden. Um auch inhaltlich schon ersten Boden unter die Füße zu bekommen, konnten wir die örtliche Volksbank als Partner gewinnen, die eine erste Einführung in BWL und Kennzahlen gibt. Das hilft sehr, und die Schüler können im September dann entspannt in die erste Phase starten.
business@school: Wie hat sich die Bildungsinitiative bis heute entwickelt?
business@school ist inzwischen ein fester Bestandteil unseres Schulprofils geworden. Schon 2002 verankerten wir es als Seminarkurs, es ist einer von zwei Bausteinen im Wahlfach Wirtschaft. Und ein Großteil der Schüler entscheidet sich für business@school. In diesem Schuljahr sind wir mit 24 Schülern in fünf Gruppen dabei.
Nicht unterschätzen darf man auch die Kontakte, die die Schüler gewinnen, sowie die Vernetzung zu anderen Schulen. 2007 etwa haben wir als „alter Hase“ eine neue Schule, die Singapore Chinese Girls’ School, an die Hand genommen. Daraus ist eine enge Schulfreundschaft mit Austausch geworden. Wir besuchen uns seither wechselnd mit Schülergruppen. Im Sommer ist es wieder so weit, dass wir mit Schülern nach Singapur fliegen werden.
business@school: Sind aus Ihren Schülern auch Gründer geworden?
Ja, es sind tatsächlich einige Ideen nach business@school erfolgreich umgesetzt worden. Aus einer meiner Gruppen ist beispielsweise „Nimple“ hervorgegangen, eine App, mit der Kontaktdaten jeglicher Art mit einem Klick über einen QR-Code weitergegeben werden können. Das kann man sich ganz einfach zum Beispiel im App Store von Apple runterladen.
business@school: Was wünschen Sie uns zum 20. Geburtstag?
Dass business@school seinen Status als etabliertes Bildungsprojekt weiter ausbaut, den Finger weiter am Puls der Zeit hat. Und noch vielen Schülern die Möglichkeit bietet, ihre persönlichen Fähigkeiten weiterzuentwickeln und Schlüsselqualifikationen zu erwerben.