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Wie business@school-Alumna Josefin Graebe ins Silicon Valley kam

Josefin Graebe ist eine von mehr als 23.500 ehemaligen Teilnehmerinnen und Teilnehmern, die in den letzten 20 Jahren bei business@school mitgemacht haben. Für sie war das Jahr vor allem eine Ermutigung, Dinge zu wagen und auszuprobieren. Und vielleicht hat es ihr auch den Weg nach Kalifornien, wo die 26-Jährige heute lebt, ein wenig erleichtert.

Eine Liebesgeschichte passt erst einmal nicht in das Klischee vom Leben im Silicon Valley. Die Gegend um Palo Alto zieht Menschen an, die große berufliche Pläne haben und mit ihren Ideen die Geschäftswelt verändern wollen. Immerhin sind hier die Unternehmen wie Tesla, Apple, Facebook oder Whatsapp zuhause. Hier geht es um Hightech, um Software, um das eigene Start-up. Aber nicht um Liebe.

Aus der Kurpfalz ins Silicon Valley

Doch Josefin aus dem kleinen Ort Viernheim in der Kurpfalz hat im Silicon Valley die Liebe gefunden. Die 26-Jährige kam als Studentin dorthin, absolvierte 2014 eine Praxisphase im Rahmen ihres dualen Studiums in der Niederlassung von SAP in Palo Alto. So einen Austausch oder ein Praktikumsprogramm würde sie jedem Studenten empfehlen, der vom Silicon Valley träumt. Schließlich ergäben sich da durchaus auch "fultime opportunities", erzählt Josefin mit amerikanischen Einsprengseln in die Webcam ihres Computers.

Ihr heutiger Mann war damals auch als Praktikant aus Deutschland bei SAP. "Wir hatten den Sommer unseres Lebens und haben es so genossen, mit Menschen aus aller Welt zusammen zu sein", erinnert sich Josefin. Irgendwann blieb den beiden nur noch eine Woche, bis es zurück nach Deutschland gegangen wäre." Das Masterstudium stand an. Josefin hatte alles durchgeplant. Doch dann hatten sie und ihr heutiger Ehemann eine verrückte Idee: Warum nicht einfach dableiben, gemeinsam.

"Wir hatten eine Woche Zeit, zwei feste Jobs zu finden", erzählt Josefin. "Ohne Arbeitsvertrag hätten wir keine Aufenthaltserlaubnis bekommen, also haben wir wie wild Jobs gesucht." Am letzten Tag konnte sie einem Manager noch ein kurzes Bewerbungsgespräch abringen, "obwohl der eigentlich überhaupt keine Zeit hatte". Sie bekam den Job, ihr Freund war auch erfolgreich.

"Meine Eltern und meine Freunde waren damals ziemlich überrascht", erinnert sich Josefin. Schließlich war sie bis dahin immer ein Mensch gewesen, der ganz genau vorausplant. Schon mit 17, in der Zeit von business@school, habe sie genau gewusst, was und wo sie studieren wolle. Auch Carl Frederik Loos, der damals als BCG-Coach Josefins Team betreut hat und mit ihr über die Jahre in Kontakt geblieben ist, erinnert sich: "Wir haben uns am Ende ihres Bachelor Studiums intensiv über die weitere Planung ausgetauscht: Besser einen Master in Deutschland machen oder dafür in die USA gehen? Dann kamen plötzlich Hochzeitsfotos aus Kalifornien – es gibt einfach Dinge, die kann man nicht planen."

Von Hantelbänken und anderen Geschäftsideen

Bei business@school hatte Josefin mit ihrem Team eine intelligente Hantelbank entwickelt, die falsche Bewegungen beim Bankdrücken mit Sensoren misst und per Sprachcomputer korrigiert. Damit hat das Team vom Kurpfalz-Gymnasium in Schriesheim es 2010 immerhin bis zum Regionalentscheid geschafft. An die Präsentation vor der Jury kann sich Josefin noch gut erinnern: "Wir hatten diese Hantelbank mitgeschleppt, ein Mitschüler hat den Prototypen vorgeführt, doch dann funktionierte auf einmal die Sprachausgabe nicht. Wir standen alle völlig erstarrt da und haben den Atem angehalten, bis die Stimme endlich gesagt hat: mehr nach links!"

Der Hantelbank würde Josefin heute keine Chance mehr geben. Aber eigene Geschäftsideen sind für sie immer noch ein großes Thema. "Vor meinen Erfahrungen mit business@school hätte ich nie gedacht, dass ich ein eigenes Unternehmen gründen könnte, weil ich ja keine Ahnung von Wirtschaft hatte", sagt sie. Doch das Jahr habe ihr gezeigt, dass man nicht Experte sein muss, um den Schritt in die Selbständigkeit zu wagen. Ein eigenes Start-up stehe für sie auf jeden Fall in der Lebensplanung, langfristig. "Aber ich brauche noch eine gute Idee, ein gutes Team – und eine gute Finanzierung", sagt sie lachend.

Denn das Leben in der Bay Area ist teuer – trotzdem möchte Josefin nirgendwo anders leben und arbeiten. Zur Zeit arbeitet sie in San Francisco als Chief of Staff beim Fahrdienst-Vermittler Uber an zahlreichen strategischen Projekten mit. "Ich habe einen aufregenden Job, mache jede Woche etwas anderes. Und es geht hier auch nicht darum, wie alt du bist und wieviel Erfahrung du hast. Es zählt nur, was du zum Business beitragen kannst."

Immer am Ball bleiben

Ihrem abgesagten Masterstudium trauert Josefin darum auch nicht hinterher, in der Praxis lerne sie "sehr, sehr viel." Im Silicon Valley gehe es anders als in vielen deutschen Firmen nicht um Uni-Abschlüsse und Zertifikate, sondern darum, jeden Tag dazuzulernen und sich weiterzubilden. Egal, ob im Job oder in der Freizeit. "Wissen hat hier so eine kurze Halbwertzeit, dass man immer am Ball bleiben muss", erzählt Josefin Graebe. "Wer hier im Café einfach nur so dasitzt, wird komisch angeschaut."