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Geräteverleih gegen die soziale Ungerechtigkeit beim Distanzlernen: Christianeum Hamburg gewinnt Sonderpreis „Digitale Schule“ mit Schüler-Onlineplattform „All Set“

Digitalisierung? Auch nach über einem Jahr Corona-Pandemie läuft das an Hamburger Schulen meist nicht rund, finden Amélie (17), Mara (16), Nick (17) und Teamsprecher Philip (17). Zum Teil haben fast 50 Prozent der Schüler keinen Zugang zum digitalen Unterricht, weil Endgeräte fehlen. Diese soziale Ungerechtigkeit wollen die Jugendlichen mit „All Set“ angehen: Über ihre Onlineplattform wollen sie Endgeräte verleihen, die bereits auf die jeweilige Schule vorkonfiguriert sind. Ein Telefonservice bietet durch Empfehlungen und eigene Erfahrungen Hilfe beim Einstieg in die digitale Welt.

Hamburg, 17. Juni 2021. „Als wir begriffen, wie viele Schülerinnen und Schüler vom digitalen Unterricht ausgeschlossen sind, dachten wir, da muss man doch etwas tun. Alleine lernen ist schon schwer genug. Aber am Unterricht nicht teilnehmen zu können, nur weil die Familie aus finanziellen Gründen keinen PC oder kein Tablet kaufen kann, das empfanden wir als extrem ungerecht“, sagt Nick.

Die vier Jugendlichen sammelten und prüften zahlreiche Ideen. Dabei konnten sie auf das Wissen zurückgreifen, das sie in den vorangegangenen Phasen des Wettbewerbs gesammelt hatten. „Jeder von uns hatte sich schon einmal mit Finanzen, Kunden oder Marketing befasst – daher konnten wir auch in den Aufgabenbereichen der anderen Teammitglieder mitdenken und helfen“, erzählt Philip.

Digitale Teamarbeit will gelernt sein

Als herausfordernd empfanden die Schüler es, dass sie ihre Businessidee digital am Bildschirm entwickeln mussten und sich lange nicht „live“ treffen konnten. Eines haben sie dabei schnell gelernt: wie bedeutsam Resilienz ist. Nick berichtet: „Wenn man jeden Tag so lange digital zusammenhängt, dann ist es wichtig, dass man sich auch Auszeiten für sich selbst nimmt, Pausen macht. Man muss schauen, wie es den Teammitgliedern geht, was sie beschäftigt. Wir haben uns so gut kennengelernt, eine Menge Spaß zusammen gehabt und sind als Team super zusammengewachsen.“

Das Urteil der Jury

Das Ergebnis kann sich sehen lassen. Die Juroren Donata Hopfen und Jürgen Eckel, beide DV Managing Director and Partner, waren sich bei der Auswahl des Gewinners schnell einig. „Die Präsentation von ‚All Set‘ überzeugt durch ihre klare Struktur, ihre umfangreiche Hintergrundrecherche und den großen Impact auf die Gesellschaft“, sagt Donata Hopfen. „Es ist ein extrem gutes und fleißiges Team. Sie können stolz auf das sein, was sie erreicht haben. Der Preis ist eine super Bestätigung!“, freut sich die betreuende Lehrerin Inga Beyer. Und auch Coach Sven Schuldt, Business Innovation Director, EMEA - Oracle NEXT, ist voll des Lobes für die Lernkurve des engagierten und kreativen Teams: „Die hohe Qualität der Ideen, die kritische Ausarbeitung und die Präsentation des Ergebnisses begeistern mich. Insbesondere die Teamarbeit war herausragend. Für mich war es eine große Freude und ein Geschenk, mit diesem Team zusammenarbeiten zu dürfen!“

Nächster Schritt: Digitales Deutschlandfinale

Durch die Auszeichnung mit dem Sonderpreis „Digitale Schule“ hat sich das Team einen Platz im digitalen business@school-Deutschlandfinale am 18. und 21. Juni gesichert. Dort tritt es gegen die sieben Sieger der Landesentscheide sowie die Gewinner des „Social-Entrepreneur“- und „Nachhaltigkeits“-Preises an.

Spätere Umsetzung nicht ausgeschlossen

Im nächsten Jahr wird sich das Team zunächst auf das Abitur konzentrieren. „Wir haben fest ausgemacht: Wenn wir mit der Schule fertig sind, setzen wir uns zusammen und prüfen, ob sich die Situation geändert hat oder ob noch Bedarf für unsere Onlineplattform besteht. Falls ja, würden wir uns an einem Non-Profit-Unternehmen versuchen, um gezielt sozial schwache Familien unterstützen zu können“, erklärt Philip.

Eines nehmen die vier Teamkollegen auf alle Fälle mit: die Gewissheit, dass auch sie als Schülerinnen und Schüler etwas bewirken können. Das Handwerkszeug dazu haben sie in den vergangenen Monaten erworben.

Mehr als 1.000 Schülerinnen und Schüler von 70 Gymnasien tauchten in die Wirtschaft ein

Digitale Geschäftsmodelle, Bilanzen und nachhaltige Wachstumsstrategien – diese Themen standen für rund 1.000 fünfzehn- bis achtzehnjährige Schülerinnen und Schüler von 70 Schulen in den vergangenen zehn Monaten auf dem Stundenplan. Als Höhepunkt des Projektjahrs testeten die Jugendlichen in den letzten Wochen ihre eigenen Unternehmerqualitäten: In Teams entwickelten sie Geschäftsideen und Businesspläne. Unterstützung erhielten sie von ihren rund 150 Lehrkräften sowie rund 400 Betreuerinnen und Betreuern von mehr als 20 namhaften Wirtschaftsunternehmen und von BCG.

Dabei galt es, die Herausforderung der Schulschließungen mit Distanz- und Wechselunterricht zu überwinden: Anstatt sich im Team und mit Coaches und Lehrkräften zu treffen, um gemeinsam an Idee und Präsentation zu feilen, kommunizierten sie digital und fanden neue Wege der Teamarbeit.